Dienstag, 22. Januar 2008
23. jänner - Leokino
MORGEN, 23.Jaenner 2008 - Leokino 1

DAS DEUTSCHE KETTENSAEGENMASSAKER
R: Christoph Schlingensief

Christoph Schlingensief besinnt sich in seinem DAS DEUTSCHE KETTENSaeGENMASSAKER auf die ureigensten Tugenden des von George A. Romero mit NIGHT OF THE LIVING DEAD im Jahre 1968 begruendeten Splatter Genres: auf den Ausnahmezustand einerseits und die politische Satire andererseits. Der Horrorfilm wurde mit NIGHT OF THE LIVING DEAD politisch. Voll mit Metaphern und aktuellen politischen Verweisen und Anklagen. Das System schaltet sich im Endeffekt immer selbst aus, damit aber auch alles Andere.
Mit Sicherheit gehoert DAS DEUTSCHE KETTENSaeGENMASSAKER aus europaeischer Sicht zu den wichtigsten Splatterfilmen. Nicht nur weil es 1991 nicht so viele deutsche Splatterfilme gab, sondern auch weil die Genregesetze eingehalten werden: im Kern ein politischer Verweis, der auf mehreren Ebenen lesbar ist, und darueber hinaus viel Blut, Absurditaeten und Spass. Die eigentliche Handlung ist schnell erzaehlt: Die Brueder und Schwestern aus dem deutschen Osten kommen nach der oeffnung in den Westen und werden sogleich von einer arbeitslosen Metzgerfamilie zu Wuersten verarbeitet. Die Anleihen am THE TEXAS CHAINSAW MASSAKER von Tobe Hooper sind offensichtlich, aber im Genre ueblich und gewuenscht. Es darf ohne Quellenangaben zitiert werden. (cs)

„DAS DEUTSCHE KETTENSaeGENMASSAKER zaehlt neben von Sternbergs DER BLAUE ENGEL, Staudtes DER UNTERTAN, Kluges DIE PATRIOTIN, Fassbinders LOLA, Schloendorffs DIE BLECHTROMMEL zu den filmischen Schluesselwerken der deutschen Geschichte, weil der Film Geschichte da verortet, wo sie eigentlich passiert: in dem, was feuilletonistischer Geist gern verdraengt, im puren Koerper (und seiner Verwendung), heute und gestern: im Grinsen des Totalkapitalismus, im systemimmanenten Verdikt zum mentalen Toeten, Sterben, Quaelen, Leiden. Der Film ueber das Irresein in Deutschland. Adorno nannte dergleichen noch hoeflich: ‚Das Unbehagen in der Kultur’.” (www.filmzentrale.com; Andreas Thomas)

BRD 1990; Regie: Christoph Schlingensief; Kamera: Voxi Baerenklau, Christoph Schlingensief; Mitwirkende: Artur Albrecht, Susanne Bredehoeft, Alfred Edel, Karina Fallenstein, Udo Kier, Dietrich Kuhlbrodt u.a.; (35mm; 1:1,37; Farbe; 63min).

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